SVH | Chronik

Über 100 Jahre Schützenverein Andreas Hofer Heissen

 

Am 22. November 1907 versammelten sich in der Gaststätte „zur grünen Au“ in Heißen eine Anzahl Bürger und junger Leute um für die Weiler Heissen, Gfäll, Melden und Wielands eine Zimmerstutzen-Schützenverein zu gründen.

Mit Aufnahme des Schießbetriebes in Heissen hätten die Schützen bei den schlechten Wetterverhältnissen im Winter nicht bis in das 7km entfernte Schützenheim nach Ebersbach müssen.

Bei der Versammlung wurden die Statuten des Schützenvereins Unteregg zu Rate gezogen.

Man legte sich dann darauf fest, pro Mitglied als Eintrittsbeitrag eine Mark und einen monatlichen Beitrag von 40 Pfennig zu erheben.

Der Gastwirt Bufler verpflichtete sich zur kostenlosen Abgabe seines Lokals, zur Instand- setzung des Schießstands, zur Abgabe des Schießkastens sowie zur unentgeltlichen Beleuchtung während der Schießabende. Als Geschenk für den Verein spendierte er einen Stutzen.

Nach diesem Beschluss stand eine geheime Wahl an, die wie folgt ausfiel:

 

1. Schützenmeister: Böckler Wendelin

2. Schützenmeister: Schindele Karl

Schriftführer: Lehrer Schwarz (damals war es üblich das ein Lehrer das Amt ausübte)

Kassier: Schropp Franz Xaver

 

Die Eintrittsgelder wurden sofort erhoben und Gastwirt Bufler übernahm die weiteren Anmeldeangelegenheiten beim Bürgermeisteramt.

Als endgültig erster Schießabend wurde der 30. November 1907 erwähnt, wo sich bereits 21 Schützen einfanden.

Schießabende war alle 14 Tage am Mittwoch ( hat sich bis heute bewährt und wer sagt er habe keine Zeit am Mittwoch bricht eine 100 jährige Tradition).

Geschossen wurde vom Gastraum aus durch zwei Klappen in die Küche des Wirtshauses.

Der 22. April 1914 war der vorerst letzte Schießabend. Der Schützengruß „üb Herz und Hand – fürs Vaterland“ sollte zur traurigen Wahrheit werden. Im ersten Weltkrieg tauschten fast alle Schützenbrüder die leichte Wehr mit Stahl und Eisen im Dienste des Vaterlandes.

So klein der Grundstock des Vereins auch erscheinen mag, er überstand die kommenden 4 Jahre der Stürme, ging nicht in die Brüche und so wurde im Frühjahr 1919 wieder der Schiebetrieb aufgenommen.

 

Der Zusammenhalt war damals einzigartig. So wurden 1920 ohne finanzielle Rücklagen, Munition im Wert von 237 Mark verpulvert. Nach Abstimmung steuerte jedes Mitglied 3 Mark bei und kaufte Munition für 7,80 Mark um dem Schützenverein finanziell unter die Arme zu greifen.

Lobenswerterweise haben zusätzlich 5 Schützen ihre Hochzeitsgeschenke in Höhe von 19 Mark zurückgegeben und somit konnte glücklicherweise die Finanzkrise überwunden werden. (wer noch Hochzeitsgeschenk von 1920 hat kann es nachher noch beim Kassier abgeben).

 

1922: Die ständig fortschreitende Geldentwertung und entsetzliche Teuerung ließen keinen Humor mehr unter den Schützenbrüdern aufkommen. 1 Liter Bier kostete in der teuersten Zeit 600 Milliarden Mark (und heut regt man sich auf wenn die halbe Bier 2,50 Euro kostet).

Zwei Jahre war kein Schießbetrieb. Erst mit Einführung des wertbeständigen Geldes lebte 1924 der Vereinsgedanke wieder auf.

Der Krieg forderte seine Opfer und so steht in der Chronik 5 liebe Mitglieder ließen ihr Herzblut fürs Vaterland. Der Verein wird den Tapferen ein ehrendes Gedenken bewahren.

 

Die kommenden sieben Jahre wurde kein Protokoll geführt. Erst 1932 erfolgen wieder Einträge.

Am 28. Juli 1931 brannte das Schießlokal und verwandelte alles in einen rauchenden Trümmerhaufen.

Durch rasches Zugreifen in letzter Minute, durch den Schützenmeister Schindele Alois konnte wenigsten der Schießschrank gerettet werden.

Nachdem im Sommer 1932 die Gaststätte wieder aufgerichtet war, die Schützenkasse aber leer war, kam man zu dem Entschluss, dass jedes Mitglied zwei Bretter stiften sollte um einen  neuen Schießstand bauen zu können. Endlich war am 22. Dezember 1932 wieder der erste Schuss gefallen. 1933 musste der Verein dem Gau 137 Obergünzburg beitreten.

 

Im festlich geschmückten Schützenlokal stieg am 8. Dezember 1934 die 25-jährige Jubiläumsfeier des 1. Schützenmeisters Schindele Alois verbunden mit der Nachfeier des 25-jährigen Bestehens des Vereins.

Während dem 2. Weltkrieg ruhte der Schiebetrieb erneut. 1950 wurde der Verein aber wieder gegründet. Die nächsten Schießjahre verliefen ruhig.

1964 wurde das Schießlokal „zur grünen Au“ in Heissen aufgelöst. Die Schützen siedelten nach Ebersbach um. Die kommenden 12 Jahre schossen die Schützen im „Bären „ der von der Familie Epple bewirtschaftet wurde.

1973 stellte sich dann eine wichtige Überlebensfrage. Der Verein schloss sich nicht Ebersbach an sondern blieb eigenständig.

1976 fanden die Schützen dann eine neue Heimat in der „Gfäll Mühle“.

Der unglaubliche Zusammenhalt unseres Vereins, wie er schon 1919 beschrieben wurde ist heute auch noch vorhanden. Einen ganz großen Teil tragen hierzu die Familien Huber und Wölfle bei, die immer für uns da sind und uns die Schießabende so gemütlich gestalten, als wären wir bei guten Freunden zu Hause. Jeder von uns fühlt sich stets willkommen, so ganz nach dem Motto: „Kommat rei uns sind gera do!“ Was wäre unser Verein nur ohne sein zu Hause?

1975 übernahm unser Manni sein Amt als Schützenmeister, das er bis heute unvergleichlich bestreitet. In diesem Zusammenhang spreche ich sicher für alle, wenn ich dir lieber Manni, ein herzliches Vergelts Gott für dein Engagement und deine Freude am Vereinsleben sage.

1992 schafften sich die Schützen eine neue Fahne an und feierten dies mir einer Fahnenweihe.

Zuvor mussten die Heissener aber eine schweren Weg gehen. Der Weg führte sie mit Leiterwägele, Bier, Brotzeit und Kuchen bepackt nach Ebersbach zum Dotla bitten. Die Holzscheite waren schon angespitzt und so konnte der Bittakt von statten gehen (die Knie tun manchem Schützen heut noch weh!).

Die Fahne wurde von der Firma Buri aus Höchberg in Unterfranken angefertigt.

Unsere Fahne besticht nicht nur durch ihren materiellen wert, ihr persönlicher Wert übersteigt dies bei Weitem. So ist sie für viele Mitglieder ein stetiger Begleiter bei freudigen und traurigen Anlässen im Leben z.B. bei Hochzeiten oder bei Beerdigungen.

Der Festakt ging vom 29. Juli bis 2. August 1992. Musik für Jung und Alt sowie der große Festakt am Sonntag waren Bestandteile der Festivität.

 

 

Ein altes Sprichwort sagt: “Man soll die Feste so feiern wie sie fallen“. Aus diesem Grund freuen wir uns, dass Ihr alle zu unserm Festabend gekommen seid und mit uns feiern wollt.

Beim 200 jährigen Bestehen des Vereins wird dieser grandiose Abend heute bestimmt ein Teil der Chronik sein, die dann der Schriftführer/Schriftführerin vortragen wird. Wir schreiben also heute schon Geschichte für morgen.

 

 

Heissen den, 27. Mai 2007